Unsere nächsten Verwandten - Von Schimpansen lernen, was es heisst, ein Mensch zu seinBuchbesprechung von Erwin Kessler Dieses Buch von Roger Fouts ist derart sensationell, dass ich es nicht genug empfehlen kann. Wer dieses Buch nicht liest, verpasst ein historisches Ereignis: das Ende der klaren Trennung zwischen Tier und Mensch. "Der Unterschied zwischen dem Menschen und den übrigen Tieren ist zwar enorm; dennoch lässt sich mit Recht sagen, dass er geringer ist als der Unterschied zwischen den Menschen." Galilei, 1630 Galilei war ein Genie. Er hat im Jahr 1630 etwas erkannt, was heute noch ein Grossteil der «aufgeklärten» Menschheit noch nicht begreift. Seit dieses Buch von Roger Fouts erschienen ist, braucht es indessen eine geradezu psychiatriereife Ignoranz, um diese schon von Galilei erkannte Tatsache zu bestreiten. Obwohl dies für mich eine selbstverständliche Tatsache ist, hat mich das Buch von Fouts sehr tief berührt, wie kein anderes Buch in den letzten zehn Jahren. Roger Fouts, der Autor des Buches, hat im Rahmen wissenschaftlicher Forschungen einem Schimpansenmädchen «Washoe» die Gebärdensprache der Gehörlosen beigebracht, die sie dann als Mutter an ihre Kinder weitergab. Die Gebärdensprache wurde zum selbstverständlichen Verständigungsmittel in dieser Schimpansenfamilie. Die Einsicht in die Menschenähnlichkeit dieser «Tiere», die uns die Gespräche Fouts mit seinen Schimpansenfreunden ermöglich, ist sensationell und ein historisches Ereignis in der sich heute abspielenden gesellschaftlichen Veränderung in der Einstellung zum Tier. «Nachdem ich Washoe den Schlafanzug angezogen und sie ins Bett gesteckt
hatte, erzählte ich ihr mit Gebärden eine Geschichte aus einem ihrer Kinderbücher. Als
sie älter wurde und über einen grösseren Wortschatz verfügte, dachte ich mir
Geschichten über sie selbst und alle ihre Freunde aus. Diese Geschichten verfolgte sie
fasziniert und versäumte kein einziges Wort, bis die Erschöpfung sie übermannte, ihre
Augen zufielen und sie eingeschlafen war.»
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