VN06-1/ 12. Mai 2005

Roggwil: Unsinnige Tierquälerei mit Krähenfallen

In Betenwil bei Roggwil/TG hat Fiorindo Bonafiglia, Jagdaufseher und Strassenwärter diese Krähenfalle aufgestellt. Im Gespräch mit dem VgT zeigte sich, dass er keine Ahnung hat von Biologie, Krähen und Populationssteuerung hat:

Die Falle ist so konstruiert, dass Krähen - angelockt durch eine, die schon drin ist - hineingehen, aber nicht mehr herauskönnen. Die gefangenen Krähen werden dann getötet. Auf diese Weise soll der Krähenbestand dezimiert werden. Dass das Fangen, Vergiften und Abschiessen von Krähen keine geeigneten Massnahmen sind, um den Krähenpopulationen zu dezimieren, haben biologische Untersuchungen klar ergeben und ist unter Fachleuten bekannt. Die Verluste werden rasch wieder ausgeglichen.

Die gefangenen Vögel versuchen in Panik zu entkommen. Wenn sie dann dem Käfig "entnommen" werden, geraten sie nochmals in Todesangst. Krähen so zu fangen ist nichts als eine unsinnige Tierquälerei.

Wenn die Aggrolobby glaubt, die Krähen würden auf frisch angesäten Äckern zu viel Schaden anrichten, dann soll sie gefälligst von Biologen intelligente Methoden entwickeln lasssen (allenfalls chemische Regulierung der Fruchtbarkeit, "Antibabypillen", falls überhaupt wirklich nötig).

Rabenvögel, zu denen die Krähen gehören, sind kein "Ungezifer", sondern hochintelligente Wesen. Kürzlich haben Forscher neue, fast unglaubliche Fähigkeiten entdeckt: Rabenvögeln wurde ein Glasröhrchen mit einem Leckerbissen und ein Stück dünner Draht vorgelegt. Mit dem Draht holten die Tiere den Leckerbissen heraus. Hierauf wurde die Aufgabe immer schwieriger gemacht: Ein vertikales Röhrchen, der Leckerbissen unten. Es war nicht möglich, diesen mit dem geraden Draht heraufzuholen. So machte einer der Testvögel - auf Video festgehalten - kurzerhand einen Haken in den Draht und fischte so den Leckerbissen heraus. Und zwar nicht durch langes Pröbeln, sondern durch kurzes Nachdenken und dann rasche, zielgerichtete Verwirklichung des Planes.

In Sachen Intelligenz könnte mancher dumpfe Tierquäler von diesen Vögeln viel lernen. Der VgT wird künftig gegen Krähenfallensteller Strafanzeige wegen sinnloser Tierquälerei erstatten.

Spaziergänger, die sich über obige Krähenfalle in empört haben, schnitten vor ein paar Tagen mit eine Drahtschere ein Loch hinein, so dass alle Gefangenen fliehen konnten:

Die Befreier haben richtig gehandelt. Die Sachbeschädigung war in öffentlichem Interesse (Tierschutz) gerechtfertig und ist deshalb nicht strafbar.

Krähenfallen sind nach übereinstimmender Ansicht der Fachleute ein untaugliches Mittel, um die Krähenpopulation wirksam zu dezimieren und vor Saatschäden in der Landwirtschaft zu schützen.

Da Krähen sehr intelligente Tiere sind, ist eine wirksame Jagd auf sie schwierig. Es gibt keine praktisch einsetzbare "Anti-Baby-Pille" oder andere wirksamen Methoden zum Schutz der landwirtschaftlichen Kulturen. Die Landwirtschaft muss mit einem gewissen Schaden durch Wildtiere leben, wobei nicht übersehen werden sollte, dass Krähen auch Nutzen bringen, indem sie Schadinsekten vertilgen.

Einzelne Bauern ertragen es emotional nicht, passiv zuzusehen, wie Krähen auf dem frisch angesäten Acker die Saat aufpicken, und greifen zu tierquälerischen Massnahmen, welche nur ihren emotionalen Stau befriedigen, aber sachlich untauglich sind. Das unwürdige Aufhängen toter Krähen gehört dazu. Mir ist ein Fall im Kanton Luzern bekannt, wo ein Bauer Krähen lebendig an einen Pfahl genagelt hat im Glauben, das wirke besser als tote Krähen (siehe Bauer nagelte lebende Krähen an einen Pfahl). Die Krähenfalle, um die es heute hier geht, gehört auch in dieses Gruselkabinett. Glücklicherweise widerstehen die meisten Jäger der Versuchung, Landwirten mit untauglichen, tierquälerischen Massnahmen gefällig zu sein. Es gibt aber Ausnahmen. So wie es Jäger gibt, die in ihrem blinden Jagdeifer auf Kollegen schiessen, die sie für Rehe halten, so gibt es auch Jäger, die ihre Jagdlust mit Fallen befriedigen. Da kommt ein entsprechendes Begehren eines Bauern gerade recht als Alibi zur Befriedigung einer perversen Jagdgier.

Das kommt glücklicherweise selten vor; die Jägerschaft in der Schweiz hat im allgemeinen ein respektables Verantwortungsbewusstsein. In Roggwil ist es nun zu einer unverantwortlichen Fallenstellerei gekommen. Jagdaufseher Bonafiglia und sein Jagdkollege Rudolf Schwab haben obige Falle aufgestellt.

Wer ist dieser Rudolf Schwab? Er vertritt die Jagdgesellschaft, der die Krähenfalle gehört. Schwab hat sich an dieser sinnlosen, tierquälerischen Fallenstellerei persönlich beteiligt und damit zu Erkennen gegeben, dass er zur Sorte Jäger gehört, welche ihren Jagd- und Tötungsdrang nicht unter Kontrolle haben. Die Forderung einzelner Bauern nach Dezimierung der Krähen, hat er als willkommenes Alibi genommen, um seiner Tötungslust zu frönen.

Schwab ist aber nicht nur Jäger und Geschädigtenvertreter, sondern auch Schweinezüchter - und was für einer! Ich zeige Ihnen ein paar Fotoaufnahmen seiner Schweinefabrik in Roggwil (neuer Eigentümer: Hanspeter Keller-Schwab, Kellro Porcs AG, Roggwil):

Schwab hält Mutterschweine in extrem tierquälerischen Kastenständen, die seit 1998 verboten sind; die zehnjährige Übergangsfrist bis 2007 nützt er rücksichtslos aus.

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Forum-Beitrag zum Thema: "Krähenplage"


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