Auf dem Betrieb angekommen fragte ich dort im Freien
arbeitendes Personal nach dem Betriebsleiter. Er werde in fünf bis zehn
Minuten zurück sein, hiess es. Während ich wartet ging ich um den mir
bekannten Schweinestall herum, besichtigte die Ausläufe für die
Galtschweine und sah mir durch die Fenster die Abferkelbuchten an. Mit dem
was ich sah, war recht zufrieden. Inzwischen war Betriebsleiter Hänni
eingetroffen. Ich stellte mich vor und er begrüsste mich freundlich. (Die
alte Erfahrung: wo man nichts zu verbergen hat, werde ich ohne
Aggressionen empfangen!) Ich sagte, dass ich mir den Schweinestall schon
etwas von aussen angesehen habe und eine Führung eigentlich gar nicht mehr
nötig sei. Doch, doch, Sie können schon reinkommen, sagte er. Nach dem
Anziehen von Hygienestiefel und -Mantel führte er mich durch den Stall und
erzählte von seiner Erfahrung mit den Abferkelbuchten ohne Kastenstände.
Diese waren vor Jahren auf meine Kritik hin entfernt worden. Ich sah
damals nur die ersten umgerüsteten Buchten. Den Endzustand sah ich heute
zum ersten mal. Im ganzen Stall hat es keinen einzigen Kastenstand mehr.
Die Abferkelbuchten und die Liegebereiche der Galtschweine waren mit
frischem Stroh eingestreut. Ich war recht zu frieden. Mancher
Coop-Naturaplan- und Bio-Labelstall könnte sich daran ein Beispiel nehmen:
Die Sanierung des alten Stalles erfolgte mit
einfachsten Mitteln, wie man mir damals sagte aus dem Unterhaltskredit.
Herr Hänni ist mit dem jetzigen Stallsystem ohne Fixierung der
Mutterschweine in Kastenständen sehr zufrieden und möchte nicht zurück zum
alten System.
Meine damalige berechtigte
Kritik, die zu wesentlichen
Verbesserungen für die Mutterschweine geführt hat, ist sicher keine
glaubwürdige Rechtfertigung für heutige Morddrohungen.
Anfügen möchte ich, dass sich die Schulleitung
bezüglich diesen Morddrohungen sehr korrekt und glaubwürdig verhalten hat.
Ich habe heute keinen Grund mehr, an der
Landwirtschaftsschule Wallierhof Kritik zu üben. Mein Wunsch wäre
lediglich, dass das, was dort praktisch vorgelebt wird, endlich Eingang in
die landwirtschaftliche Praxis und in den Tierschutzvollzug des Kantons
Solothurn finden würde. In den meisten Schweineställen des Kantons
herrschen immer noch katastrophale Zustände.
Dr Erwin Kessler, Gründer und Präsident des Vereins
gegen Tierfabriken Schweiz VgT