20. November 2008
Fernsehe-Zensur: Kein
Thema für die
liberale(?), kritische(?) WELTWOCHE
Sehr geehrter Herr
Köppel,
dass Sie eine seit 14 Jahren anhaltende
Fernseh-Zensur,
welche bereits zweimal durch den Europäischen Gerichsthof für
Menschenrechte als menschenrechtswidrig verurteilt wurde, aber dennoch
bis heute weitergeht, nicht interessiert, und dass Sie sogar den
untenstehenden Leserbrief darüber unterdrückt haben, passt sehr schlecht
zu Ihrer jubilierenden Selbstlobpreisung in der aktuellen Ausgabe Ihrer
Weltwoche.
Mit freundlichen Grüssen
Erwin Kessler, VgT.ch
Der anfgangs November 2008 von der Weltwoche unterdrückter Leserbrief
Konzessionssystem: ein Zensurinstrument
Das Radio- und TV-Gesetz wird von Kurt W Zimmermann zu Recht als extrem
etatistisch kritisiert. Die ursprüngliche technische Regulierung der
Nutzung der beschränkten Frequenzen ist durch eine reine Medienlenkung
abgelöst worden, eine versteckte Vorzensur. Die vom Staat abhängigen
Sender
werden sich vor Inhalten hüten, die Bundesrat Leuenberger mit seiner
Daumen-runter-Daumen-rauf-Macht nicht genehm sind. Diese These ist
jüngst durch einen konkreten Vorfall belegt worden: Seit 14 Jahren
zensuriert das Schweizer Staatsfernsehen (SF) einen harmlosen
VgT-Werbespot für
vegetarische Ernährung, während ständig Werbung für Fleisch ausgestrahlt
wird. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat die
Schweiz deshalb wegen Verletzung der Meinungsäusserungsfreiheit
verurteilt. Dennoch geht die Zensur weiter, getragen von einem erneuten
menschenrechtswidrigen Willkürurteil des Bundesgerichts, was zu einer
zweiten Verurteilung der
Schweiz durch den EGMR geführt hat
www.vgt.ch/justizwillkuer/tvspot-zensur).
Vor wenigen Wochen nun wollte der VgT diesen Spot von den Schweizer
Privat-TV-Sendern ausstrahlen lassen. Aus Angst vor Bundesrat
Leuenberger hat mehr als die Hälfte der Sender den Spot zensuriert, weil
in einem Vorspann darauf hingewiesen wird, dass Bundesrat Leuenberger
die Zensur durch das Schweizer Fernsehen gutgeheissen hat. Der Spot
läuft zur Zeit auf TeleBasel
und TeleTop. Zensuriert wurde er von TeleTell, TeleM1, TeleOstschweiz,
TeleSüdostschweiz, TeleZüri und TeleBaern (www.vgt.ch/justizwillkuer/tvspot-zensur/regionalsender.htm).
Der Spot kann angesehen werden unter
www.vgt.ch/media/vgt-tv-spot.htm. So kann jederman sich selber ein
Bild machen, wie wenig es in der Schweiz für Zensur braucht und dass es
scheinheilig, ja geradezu zynisch ist, wenn das Konzessionssystem mit
der Sicherstellung der Meinungsvielfalt begründet wird.
Unfair ist hingegen Kurt W Zimmermann mit der Feststellung: "Moritz
Leuenberger ist Vegetarier. Darum schätzt er die Staatsform der
Bananenrepublik." Für das unsägliche, etatistische Radio- und TV-Gesetz
ist das Parlament verantwortlich, nicht Bundesrat Leuenberger. Es ist
bedauerlich, dass die Weltwoche immer wieder boulvardesque in solche
unsachlichen Hiebe gegen einzelne Personen verfällt.
Erwin Kessler, Verein
gegen Tierfabriken Schweiz VgT.ch
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