26. Dezember 1999
VgT-Fackelumzug 1999
Gedenken an das klösterliche Tierelend
Trotz behördlichem Verbot fand heute zum dritten mal der traditionelle
Stephanstag-Fackelumzug des VgT in Einsiedeln statt - zum Gedenken an das Tierelend, das
auch über die Weihnachtstage hinter Klostermauern weitergeht (Kloster Einsiedeln, Kloster
Fahr, Schwesternheim St Elisabeth des Klosters Ingenbol, Kloster Disentis).
Repressive Obrigkeit wie zu Robin Hoods Zeiten
Was es im Kanton Schwyz alles braucht, um einen weihnächtlichen Fackelumzug
(nicht) durchühren zu dürfen, wurde in den VN99-5
dokumentiert. Der VgT respektiert das menschenrechtswidrige Verbot nicht; eine Beschwerde
ist beim Europäischen Gerichtshof hängig.
Wenn Engel reisen....
Dem Unwetter und den Verkehrsstörungen zum Trotz waren rund zwei Dutzend
VgT-Mitglieder aus der ganzen Schweiz wohlbehalten zum Fackelumzug angereist. Dieser
führte vom Bahnhof zum Klosterplatz.
Auf dem Klosterplatz wurde das Lied "Die würde des Schweins ist
unantastbar" von Reinhard Mey abgespielt:
Die Würde des Schweins ist unantastbar
In einer engen Box war es,
auf Beton und standesgemäss,
dass sie die Glühbirne der Welt entdeckte.
Sie war das Ferkel Nummer vier,
drei and're lagen über ihr,
so ein Gedränge, dass sie fast erstickte.
Schon nach zwei Wochen Säugakkord
kam jemand und nahm Mutter fort.
Doch noch als die Erinnerung schon verblasst war,
fiel'n manchmal dem jungen Schwein
der Mutter Worte wieder ein:
Die Würde des Schweins ist unantastbar,
hmmmmmmm, die Würde des Schweins ist unantastbar.
Der Kerker wurde ihr zu Haus,
an einem Fleck tagein tagaus,
und immer im eigenen Dreck rumsitzen.
Die feine Nase, der Gestank,
sie wurde traurig, wurde krank,
und als sie sehr krank wurde, gab es Spritzen.
Sie wurd' zum Decken kommandiert,
das hat sie niemals akzeptiert,
dass Schweinesein nur Ferkelzucht und Mast war.
Und wenn man ihren Willen brach,
dachte sie dran, wie Mutter sprach:
Die Würde des Schweins ist unantastbar,
hmmmmmmm, die Würde des Schweins ist unantastbar.
Dann fuhr der Viehtransporter vor,
und packte sie an Schwanz und Ohr,
zusammen mit ihren Leidensgenossen.
Die zitterten und quiekten bang,
und fuhr'n und standen stundenlang,
viel enger noch als üblich eingeschlossen.
Das Schwein ist schlau, so ahnt es schon,
die tragische Situation,
sie wusste, dass dies ihre letzte Rast war.
Sie hat den Schlachthof gleich erkannt,
und sie ging ohne Widerstand.
Die Würde des Schweins ist unantastbar,
hmmmmmmm, die Würde des Schweins ist unantastbar.
Sie hat den Himmel nie geseh'n,
durft' nie auf einer Weide steh'n,
hat nie auf trock'nem, frischem Stroh gesessen.
Sie hat sich nie im Schlamm gesuhlt,
freudig gepaart, und eingepoolt,
wie könnt ich dies' Häufchen Elend essen.
Die Speisekarte in der Hand,
seh' ich ueber den Tellerrand,
und kann die Bilder wohl nie mehr vergessen.
Ich möchte nicht, Du armes Schwein,
an Deinem Leid mit schuldig sein,
weil ich in diesem Restaurant zu Gast war.
Und ich bestell von nun an wohl
den überback'nen Blumenkohl.
Die Würde des Schweins ist unantastbar,
die Würde des Schweins ist unantastbar.
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