VN04-1 / Mai 2004
Die Hölle der Affen
Europas grösstes Affen-Versuchslabor mit Steuergeld der EU-Bürger finanziert
EU = Europäischer Unsinn
Rund 1'500 Primaten, darunter 112 Schimpansen, fristen ihr Dasein unter
entsetzlichen Bedingungen in Europas größtem Affenlabor. Im Biomedical Primate Research
Center (BPRC) im niederländischen Rijwijk werden die Tiere mit HIV und anderen
Krankheitserregern infiziert oder als Gebärmaschinen missbraucht. Die meisten der
hochintelligenten, in der Natur in Familienverbänden lebenden Primaten vegetieren in
Isolierhaft in unendlicher Monotonie, ohne jegliche Beschäftigungsmöglichkeit und ohne
jeden Sozialkontakt zu Artgenossen in winzigen Metallkäfigen dahin. Finanziert wird das
alles mit Geldern der europäischen Steuerzahler.
Als Tierschützer der Coalition to End Experiments on Chimpanzees in Europe (CEECE) das
Labor im März 2001 zusammen mit
Verhaltensforschern besichtigten, fanden sie sieben Schimpansenbabys vor - ein klarer
Verstoß gegen das Zuchtverbot. Die Babys werden den Müttern schon früh weggenommen und
in Kleingruppen mit Gleichaltrigen aufgezogen. In der Natur kümmert sich die Mutter
jahrelang um ihr Junges, oft hält die Verbindung ein Leben lang. Der Entzug der
mütterlichen Wärme und Geborgenheit führt zu schwersten Verhaltensstörungen schon bei
Jungtieren.
Auch sonst sind die Zustände, von denen die CEECE-Mitarbeiter berichten, erschreckend.
Schon im Jahr 1995 hatten Vertreter der britischen Organisation People Against Chimpanzee
Experiments (PACE) schlimmste Verhältnisse im Primatenlabor beobachtet. Bei
der erneuten Besichtigung 2001 hatte sich nichts daran geändert. Dreißig HIV-infizierte
erwachsene Schimpansen sowie zwei Drittel der 1000 Rhesusaffen werden isoliert gehalten -
unschuldig zu lebenslanger Einzelhaft verurteilt. Das Gefängnis eines Schimpansen misst 1
x 1 x 2 Meter, das eines Rhesusaffen ist so klein, dass sich das Tier nicht einmal
ausstrecken kann. Von einem HIV-infizierten Schimpansen ist bekannt, dass er 16 Jahre in
einem solchen Käfig verbracht hat. Die Tiere rütteln unaufhörlich an den Gitterstäben
oder wiegen ihren Körper monoton hin und her - ein Zeichen gravierender
Verhaltensstörungen.
Rund zwei Drittel der Einnahmen des BPRC stammen von europäischen
Steuerzahlern.
Schimpansen zählen, wie Gorillas, Bonobos und Orang-Utans, zu den Menschenaffen. Sie sind
die nächsten Verwandten des Menschen. Ihre Intelligenz und ihr Bewusstsein sind mit denen
eines zweijährigen Kindes vergleichbar. Wegen dieser so menschenähnlichen Attribute
mehren sich weltweit die Zweifel, ob Menschenaffen nicht generell von Tierversuchen
ausgenommen werden sollen. Im Vereinten Königreich sind Experimente mit ihnen seit 1997
verboten, Neuseeland folgte 1999. In Deutschland werden seit 1991 keine Menschenaffen mehr
für Versuchszwecke verwendet. Sie sind hier zwar nicht verboten, doch gibt es eine Art
stillschweigendes Übereinkommen - zumindest scheint es so. Bei genauerer
Betrachtungsweise wird die hehre Selbstbeschränkung jedoch als Lüge entlarvt. Mindestens
zwei deutsche Universitäten sind an Schimpansenversuchen am BPRC beteiligt. mit
finanzieller Unterstützung durch die EU.
In der Schweiz werden jährlich zwischen 500 und 600 Primaten (keine Menschenaffen) für bewilligungspflichtige, dh belastende Tierversuche vewendet. An rund einem Zehntel dieser Primaten werden sehr qualvolle Versuche durchgeführt (höchste Belastungsstufe). Primaten dürfen - wie andere Versuchstiere - in der Schweiz in kleinen, volièren-artigen Käfigen in fensterlosen Räumen gehalten werden. Den Versuchstieren wird ganz allgemein das grösste Leid oft weniger durch die Versuche, als viel mehr durch die tierquälerischen Haltungsbedingungen zugefügt. Eine Kontrolle durch die Öffentlichkeit bzw durch unabhängige Tierschutzorganisatione, was sich hinter den verschlossenen Türen der Versuchslabors abspielt, ist ausgeschlossen. In den staatlichen Tierversuchskommissionen haben die Tierexperimentatoren die Mehrheit und die Tierschutzvertreter unterliegen einer Schweigepflicht. Andererseits ist aus dem Bereich der landwirtschaftlichen Nutztiere sattsam bekannt, wie die Tierschutzvollzugsbehörden in den meisten Kantonen vor allen Missständen die Augen verschliessen und immer alles als "gesetzeskonform" erklären. Der VgT schliesst sich aus diesen Gründen der Forderung nach einem Totalverbot von Tierversuchen an.
(Quellen: tierrechte.de, schweizerische Tierversuchsstatistik, persönliche Auskunft des Bundesamtes für Veterinärwesen)
Buchhinweis zum Thema:
«Unsere nächsten Verwandten -
die Schimpansen»
von Roger Fouts