VN95-6
VgT testete die Beförderung von lebenden Tieren durch die PTT
Die deutsche und die österreichischen PTT transportieren keine lebenden Tiere. PTT Generaldirektor Rey, zuständig für die Paket-Post, lehnte das Ersuchen des VgT, auch die Schweizer PTT sollen keine lebende Tiere spedieren, mit der hartnäckigen Begründung ab, dazu fehlten die Rechtsgrundlagen.
Am 20.1.1995 testeten nun VgT-Aktivisten die Annahme von Lebewesen an Postschaltern in Zürich und Bern:
Zürich:
Das Paket wurde bei folgenden Poststellen als Express/Sperrgut aufgegeben: Zürich Örlikon, Hirschwiesen, Schaffhauserplatz und Rigiplatz.
Bei keiner Poststelle fragten die Schalterbeamten danach, was für Tiere es seien. Die Pakete wurden anstandslos entgegengenommen. In Örlikon hat die Kundin dann gesprächsweise zu erkennen gegeben, es sei eine Katze. Reaktion: Katzen würden angenommen, auch Hunde. Bei den weiteren Poststellen wurde stets ein "Hund" aufgegeben.
Hirschwiesen und Schafthauserplatz lehnten ab und gaben das Paket zurück. Rigiplatz nahm an. Auf ausdrückliches Nachfragen wurde bestätigt: "Kleinere Hunde werden angenommen."
Zur Frage, wo denn hinsichtlich Postversand der Unterschied zwischen Katzen und Hunden, bzw zwischen einem kleinen und einem grösseren Hund liege, wusste niemand eine vernünftige Antwort.
Bern:
Grosses Paket mit Aufschrift: "Kind. Bitte sorgfältig behandeln." Im Gespräch mit Schalterbeamten: "Säugling hat gerade Schoppen und Beruhigungsmittel erhalten. Wird vom Empfänger erwartet." Beide getesteten Postämter lehnten die Annahme ab, mit unterschiedlicher Begründung:
Schanzenpost:
Auf die Frage, gestützt auf welche Vorschrift das Paket abgelehnt werde, verschwand
der Chef des Postamtes für längere Zeit im Büro und kam dann mit dem Reglement über
den Postautoverkehr zurück, wonach Kinder unter vier Jahren nicht allein reisen dürften.
Postamt Kornhausbrücke:
Der Chef der Post weigerte sich kategorisch und ohne lange Diskussion. Mit oder ohne
gesetzliche Grundlage lehne er die Annahme ab (alle Achtung vor dieser Zivilcourage).
Die Frage, ob das Päket angenommen worden wäre, wenn es mit "Katze" angeschrieben worden wäre, wurde überall bejaht. "Wenn wir nichts wissen, nehmen wir alles an." (logisch, aber beunruhigend).
***
Testsendungen des "Tierschutzbundes Zürich" haben vor einiger Zeit bestätigt, was schon lange bekannt war: Die PTT sind von ihrer Infrastruktur her völlig ungeeignet, Pakete mit lebenden Tieren zu befördern. Die Tests des Tierschutzbundes zeigten, dass die Pakete trotz dem Aufdruck "Express/Achtung lebende Tiere" herumgeworfen werden und tagelang herumstehen. Die in solchen Paketen eingesperrten Tiere sind beängstigenden fremden Geräuschen, Stössen und Erschütterungen ausgesetzt und werden in Angst und Panik versetzt. Die Tests zeigten, dass die Expresspakete den Empfänger oft tagelang nicht erreichen, weil dieser nicht zuhause ist, wodurch die Tiere auch noch Hunger und Durst ausgesetzt werden. All das steht in krassem Widerspruch zum Tierschutzgesetz und kann innerhalb der Strukturen der PTT nicht gelöst werden.
Postdirektor Rey hat bis heute folgende Fragen nicht beantwortet:
- Warum können die PTT die Annahme von optimal verpackten Säuglingen und von Hunden
ohne gesetzliche Grundlage verweigern, die Annahme von Katzen und anderen Tieren jedoch
nicht?
- Warum hat Herr Rey bisher nichts unternommen, damit die angeblich fehlenden
gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden?
Sind im Kopf von Generaldirektor Rey Tiere immer noch Sachen, die wie andere Sachen mit der Päckli-Post versandt werden können? Glauben die Bürokraten der PTT im Ernst, eine Katze, ein Kaninchen oder ein Hamster müssten - in einer Schachtel eingesperrt und herumgeworfen - weniger Angst und Schrecken erdulden als ein (mit einem Schlaftmittel beruhigter) Säugling? (Warum dieser Vergleich absurder sein soll als der Versand von Tieren mit der Päcklipost, ist mir schleierhaft.)
Neues zum Thema in den VN98-6: Konservative Tierschutzorganisationen geben sich als Feigenblatt für lebende Tiere in der Päcklipost hin
VN95-6, Juni 1995
Mail an den Verein gegen Tierfabriken Schweiz
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