Friedensangebot an die
Israelitische Cultusgemeinde wurde nicht beantwortet
von Erwin Kessler
Am 31. August 1997 habe ich Sigmund Feigel, Ehrenprsident der Israelitischen Cultusgemeinde Zrich, folgendes geschrieben:
Sehr geehrter Herr Dr Feigel,
obwohl nach Erfahrung die Versuche, Tierschutzprobleme mit
freundlichen Gesprchen zu lsen, eine extrem geringe Chance
haben, gebe ich diese Versuche - parallel zu meinem militanten
(=kmpferischen) Einsatz - nicht vllig auf. Ich mache deshalb
auch Ihnen eine Art "Friedensangebot":
Dass dieses Angebot ernst gemeint ist, knnen Sie dem Umstand entnehmen, dass mit dem Islamischen Zentrum in Bern schon vor zwei Jahren eine gemeinsame Erklrung gegen das betubungslose Schchten mglich war (verffentlicht in den VgT-Nachrichten 1995-4).
Falls Sie einer solchen Vereinbarung nicht im vornherein ablehnend gegenberstehen, knnten wir versuchen, beide Punkte auszuformulieren, mit dem Ziel, zu einem bereinigten Text zu kommen, mit dem beide Seiten leben knnten.
Bitte bedenken Sie, dass ich ein solches Angebot nur einmal mache. Ich habe gelernt unerschrocken und ausdauernd fr die Rechte der Tiere zu kmpfen, wenn es anders nicht geht, und es wre ein tragischer Irrtum, dieses Angebot als Zeichen der Schwche misszuverstehen.
Ohne Bericht Ihrerseits bis zum 23. September 1997 msste ich annehmen, dass Sie dieses Angebot keiner Antwort wrdig finden.
Mit freundlichen Grssen Erwin Kessler, Prsident VgT
Dieses Schreiben wurde nicht beantwortet.
Die grundstzliche Nichtbereitschaft der Israelitischen Cultusgemeinde, unsere tierschtzerischen Anliegen zu untersttzen, muss so verstanden werden, dass die jdische Seite im Kampf gegen Antisemitismus nicht bereit ist, selbst auch einen positiven Beitrag zu leisten. Man beschrnkt sich auf Wehklagen ber Antisemitismus, whrend man gleichzeitig das Schweizer Volk mit einem arroganten, unakzeptablen Verhalten vor den Kopf stsst und damit antisemitische Tendenzen geradezu mutwillig provoziert. Liegt das daran, dass sich die Aufrechterhaltung der Opferrolle 50 Jahre nach Beseitigung der existenziellen Bedrohung wirtschaftlich und politisch auszahlt?
Wenn nicht einmal die liberalen und nicht-religisen Juden (wie Feigel und Dreifuss) bereit sind, sich von einer archaischen, grausamen Tradition orthodoxer Fanatiker zu distanzieren, dann sollen die Juden geflligst beschmt den Mund halten und nicht mich fr antisemitische Tendenzen verantwortlich machen. Es ist traurig und erschreckend, dass der jdische Musiker Yehudi Menuhin bis zum heutigen Tag die einzige kontaktierte jdische Persnlichkeit geblieben ist, die unseren Kampf gegen das Schchten offen und mutig untersttzt hat.
Die Untersttzung durch einsichtige, liberale Juden wrde es uns - wie zuvor erfolgreich beim moslemischen Schchten - ermglichen, rassistische (antisemitische) Auswirkungen der Schcht-Diskussion zu vermeiden. Daran wrde mir viel liegen. Ich bin aber andererseits nicht bereit, wegen Antisemitismusvorwrfen und Gefngnisstrafen die Tiere im Stich zu lassen. Soll Frieden einkehren zwischen uns Tierschtzern und der jdischen Gemeinschaft, dann muss letztere auch aktiv etwas beitragen.
Einmal mehr ist eine Chance vertan worden. Ich werde mich bei der Berufungsverhandlung gegen meine Verurteilung wegen angeblicher Rassendiskriminierung "uneinsichtiger" denn je zeigen.
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