24. Mai 2008,
aktualisiert am 15. Juli 2008
webcode: 200-029
In Österreich wurden
mehrere unbequeme Tierschutzorganisationen - darunter der VGT Österreich
- "kriminalisiert" und durch
Polizei-Grossaktionen und Beschlagnahmung der gesamten Infrastruktur vernichtet
Unfassbare Polizei-Attacke gegen den Tierschutz
Die "unbequeme" Tierschutzbewegung soll mit unlauteren Methoden
zerschlagen werden.
von Harald
Balluch, (Tel 0043 1 9291498 0)
und Mag Christine Braun (Tel 0043 676 433407), VGT Österreich
Wien (OTS)
- Am 21. Mai kam es zu insgesamt 24 Hausdurchsuchungen und einer noch
grösseren Zahl von Einvernahmen. Insgesamt sind Personen von 7
Tierschutzvereinen betroffen. Die Polizei begründete diese Aktion mit
dem Verdacht auf die Bildung einer kriminellen Verbindung. Konkrete
Vorwürfe spezifischer Straftaten zu einzelnen Personen wurden keine
vorgebracht.
Wie jetzt
bekannt wurde, hat die Polizei schon jahrelang gegen die
TierschützerInnen ermittelt. "Als sich aber herauskristallisierte, dass
die Polizei trotz Beschattung und Lauschangriff mit legalen Mitteln
nichts gegen den völlig gesetzeskonform operierenden VgT unternehmen
kann, machen sie es
jetzt auf die schmutzige Tour", meint Harald Balluch, Geschäftsführer
des Verein Gegen Tierfabriken Österreich. "Der Tierschutz soll
kriminalisiert und das Image der Tierschutzvereine soll nachhaltig
beschädigt werden. Dabei sind die Vorwürfe absolut aus der Luft
gegriffen. Der VGT lehnt kriminelle Handlungen und Gewalt ab und
distanziert sich ausdücklich von allen gegenständlichen
Straftaten."
"Diese
Aktion ist ein unglaublicher Willkürakt und ist darauf ausgelegt,
bestimmte Vereine mit unlauteren Mitteln auszulöschen", sagt Harald
Balluch. "Uns und 4 weiteren Tierschutzvereinen
hat die Polizei die komplette Arbeits- und Existenzgrundlage genommen:
Sie entwendeten uns die gesamte
Spenderdatei, wir haben also keine Möglichkeit mehr, unsere Mitglieder
zu kontaktieren. Die Polizei hat weiters alle Computer mitgenommen und
den Angestellten die Handys entwendet. Unsere Infrastruktur ist damit
vollkommen lahm gelegt. Gestern war selbst unsere Festnetzleitung
gestört. Wir waren für die Medien damit unerreichbar.
Auch unser gesamtes Foto- und Filmmaterial wurde
uns genommen, das in 15-jähriger Aufbauarbeit zusammengesammelt wurde
und das die Zustände in Österreichs Tierfabriken dokumentiert. Unsere
Tierschutzarbeit ist zerstört - wir sind an den Anfang zurückgeworfen.
Alle Versuche die Exekutive dazu zu bewegen, uns wenigstens Kopien der
wichtigsten Daten zu überlassen, wurden abgeschmettert. Vielmehr wurde
in Aussicht gestellt, dass nicht damit zu rechnen ist, dass mit der
Datensichtung innerhalb des nächsten Jahres begonnen werden kann, weil
die betreffende Abteilung derartig überlastet sei! Der Verein ist nach
dieser
Aktion durch einen polizeilichen Willürakt praktisch zerstört. Und das,
ohne dass irgendwelche Fakten gegen den Verein vorliegen würden."
Dafür durften sich MitarbeiterInnen süffisante Bemerkungen anhören.
Beispielsweise, dass sie sich jetzt einen anderen Job suchen müssten,
weil der Verein jetzt ohnehin am Boden ist; oder die Frage, warum wir
denn die Daten haben wollen, wo wir doch ohnehin keine Computer mehr
hätten.
Thomas Putzgruber vom Verein RespekTiere dazu: "Nahezu unglaubliche,
schockierende Szenen spielten sich am Mittwoch frühmorgens vor der
RespekTiere-Zentrale in Salzburg/Bergheim ab. Mindestens ein Dutzend
Beamte von Wega und Polizei stürmten noch vor 6 Uhr morgens unsere
Wohnsätte, durchühlten in einer achtstündigen(!) Aktion jede Ecke und
jeden Winkel, beschlagnahmten ämtliche Computer, Fotoapparate, Fotos,
CD's, Videos, Speichermedien, kurzum: den gesamten Verein RespekTiere!
Bewaffnete Beamte verschleppten die harte Arbeit von
fast einem Jahrzehnt ins Nirgendwo der Polizeiarchive!"
Ein Einsatz wie dieser, zugegeben, der lässt uns kurz straucheln,
erschwert unseren Weg, aber letztendlich beweist er die Ohnmacht der
Mächtigen und die Wichtigkeit unserer Arbeit für die Tiere. Ein Einsatz
wie dieser, der lässt uns stolzen Herzens erkennen: wir sind ein Teil
einer Bewegung, welche letztendlich durch ihre Friedlichkeit, nur anhand
ihrer Ideale, diese unsere einzige Welt zu verändern, imstande sein
wird, im Bestreben, den Allerschwächsten der Gesellschaft endlich nicht
mehr zu entziehende Rechte zuzugestehen! Wir werden unsere Arbeit nach
einem kurzen Luftschnappen fortführen, keine Frage, ehrgeiziger,
gezielter und erfolgreicher als jemals zuvor!
Der steirische Tierschutzverein Tier-Wege wurde ebenfalls von der
Polizei gestürmt. Nikolaus Kubista, Obmann des Vereins, kommentiert: "Es
ist einfach unfassbar. Ich als unschuldiger Tierschützer wurde behandelt
wie ein Schwerverbrecher. Ich bin entsetzt über das willkürliche
Vorgehen der BehÃöden, welches nur als Skandal bezeichnet werden kann."
Ähnlich erging es der Veganen Gesellschaft Österreichs (VGÖ). Die VGÖ
bietet Serviceleistungen für vegan lebende Menschen und alle die es
werden wollen. Paula Stibbe von der VGÖ: "Ich bin schockiert darüber,
dass sogar wir als reines Informationscenter derart kriminalisiert
werden. Alle
Computer samt Datenbank wurden konfisziert, unsere Arbeit wurde damit
gezwungenermassen zum Stillstand gebracht. Trotzdem werden wir alles in
unserer Macht stehende tun, damit auch dieses Jahr die Veganen
Sommerfeste stattfinden können. Dass wir betroffen wurden, zeigt
deutlich, wie
willkürlich die Behörden reagieren."
Der frühe Morgen des 21. Mai 2008, 6:00 Uhr. "Plötzlich machte es einen
enormen Knall der mich aus dem Schlaf aufschrecken liess", schildert
Harald Balluch, Geschäftsführer des Verein Gegen Tierfabriken
Österreich. "Unmittelbar darauf ein zweiter dumpfer Schlag und eine
Gruppe von Personen mit Masken in Kampfmontur stürmten ins Schlafzimmer
und bedrohten mich und meine Freundin mit der Waffe im Anschlag. Sie
schrieen auf mich ein. Unsere durch den Überfall verstörten Hunde wurden
brutal gepackt und mit Fangschlingen fixiert und hinausgezerrt. Es war
entsetzlich."
Die Tierschutzbewegung ist vielen einflussreichen Personen ein Dorn im
Auge: Das Verbot von Legebatterien und das Käfigverbot für Kaninchen
bewiesen die Durchsetzungskraft der Aufdeckungsarbeit beispielsweise
über die Zustände in der Schweineproduktion, machen weiter
öffentlichen Druck auf die Landwirtschaft und die Angst vor gesetzlichen
Verbesserungen ist unter den LobbyistInnen allgegenwärtig.
Auch die bisher jahrelang unkritisierte Jägerschaft steht nun immer
öfter mit negativen Schlagzeilen über Tierquälereien, wie z.B. mit den
für die Jagd gezüchteten Tieren (Fasane, Enten, Hasen, Hirsche, etc), im
Licht der Öffentlichkeit. Die Jägerschaft bildet bekanntermassen ein
Netzwerk bis in
höchste Kreise. Auch die Pharmakonzerne fürchten sich vor strengeren
Bestimmungen im Tierversuchsbereich und natürlich auch die
Pelzindustrie.
"Gerade in den letzten Jahren war die Tierschutzbewegung sehr
erfolgreich und hat stark an gesellschaftlicher und politischer
Bedeutung gewonnen. Jetzt soll sie gestoppt werden. Ich finde es
skandalös, dass hier die Staatsgewalt für politische Interessen
missbraucht wird", sagt Harald
Balluch.
Anmerkung von Dr Erwin Kessler, Präsident VgT
Schweiz:
Der VGT Österreich wurde von mir gegründet mit Unterstützung von
Tierarzt Dr Franz Plank und Hans Palmers. Franz Plank übernahm die
Geschäftsleitung, Hans Palmers das Präsidium und ich das Vizepräsidium.
Bald wurde der VGT-A von Besserwissern und Besserkönnern unterwandert.
Mir wurde von diesen Leuten im Zusammenhang mit meinem Kampf gegen das
grausame betäubungslose Schachten von Kühen, Kälbern und Schafen
(jüdisches Schächten) Antisemitismus vorgeworfen. Da Franz Plank diesem
Treiben naiv freien Lauf liess, zog ich mich vom VGT-A zurück. Bald
darauf wurde auch Franz Plank selber Opfer dieser Leute, welche den
VGT-A handstreichartig übernahmen und Franz Plank absetzten. Darauf zog
sich auch Hans Palmers zurück. Der VgT Schweiz hat aus diesen Gründen
seit Jahren keinen Kontakt mehr zum VGT-A und es besteht keinerlei
Zusammenarbeit mehr.
Im Jahr
2007 habe ich verschiedene Tierschutzorganisationen gebeten, unseren
zensurbedrohten Bericht über den Reitschulbesitzer Racine auf ihrer
Website zu spiegeln (www.vgt.ch/justizwillkuer/racine).
Vom VGT-A haben wir nicht einmal eine Antwort erhalten.
Über den
Schlag der Österreichischen GESTAPO gegen mehrere
Tierschutzorganisationen, darunter auch den VGT-A, berichten wir, weil
es auch in der Schweiz üblich ist - aber totgeschwiegen von den
regimehörigen, von nur drei Grossverlagen beherrschten Medien - unbequeme Personen, die nichts
Rechtswidriges gemacht haben, aus politischen Motiven mit Willkürjustiz
zu terrorisieren, zu zermürben und wenn möglich
auszuschalten. Die
Justizwillkür gegen Dr Erwin Kessler, Präsident des VgT Schweiz,
sind bekannt. Dabei wurde das Rassismusgesetz als Vorwand missbraucht.
Erwin Kessler hat immer gesagt: "Wenn meine Schächt-Kritik nicht als Vorwand
benutzt werden könnte, wäre es etwas anderes, einen Vorwand findet der
Willkürstaat immer." In Österreich wurden nun
unbequeme Tierschutzorganisationen kurzerhand zu kriminellen
Organisationen erklärt. Und weil man ihnen nichts nachweisen kann, wurde
eine Strafuntersuchung ohne absehbares Ende gegen sie eingeleitet, im
Rahmen dessen die Vereine durch Beschlagnahmungen ihrer gesamten
Infrastruktur vernichtet wurde. Ähnliches ist in der Schweiz mit dem
Suizidhelfer Dr Peter Baumann geschehen: Er wurde aus heiterem Himmel
verhaftet und monatelang in Zermürbungshaft gesetzt. Dann wurde die
Strafuntersuchung wegen Mangel an stichhaltigen Beweisen jahrelang
verschleppt. Schliesslich wurde ein mafioser Basler Einzelrichter
gefunden, der ihn mit absurden, haltlosen Beründungen verurteilte (die
haarsträubenden Begründungen mit Tatsachenverdrehungen und
Rechtsbeugungen erinnern stark an die Schächtprozesse gegen Erwin
Kessler). Dr Peter Baumann wird seine politisch unerwünschte Tätigkeit
mit Rücksicht auf seine Familie nie wieder aufnehmen - und das ist
offensichtlich Sinn und Zweck solcher politischer Prozesse (mehr dazu: "Die
neue Inquisition").
*
Zunehmende Kritik am Missbrauch des Anti-Terrorgesetzes gegen
Tierschützer
Tages-Anzeiger 1. Juli 2008:
"Österreich behandelt
Tierschützer wie Terroristen"
Süddeutsche Zeitung vom 12. Juli 2008:
Übertriebener Kampf gegen Tierschützer
Menschenrechtler in Österreich sind skeptisch: Sie vermuten, dass
die Gesetze zur Terrorabwehr dazu missbraucht werden könnten,
Kritiker zu kriminalisieren - aus gutem Grund.
Von Michael Frank
Tierschützer, die gequälten Kreaturen helfen wollen, sind in
Österreich ins Visier der Ermittler geraten.
Nach Ansicht von Menschenrechtsexperten könnte in Österreich der
Kampf gegen den Terrorismus dazu missbraucht werden, kritische
Organisationen zu kriminalisieren.
Anlass der Kritik ist die Tatsache, dass zehn als militant
eingeschätzte Tierschützer inzwischen fast zwei Monate in
Untersuchungshaft sitzen und die Haftbefehle soeben um weitere acht
Wochen verlängert wurden. Im Morgengrauen eines Maitages hatten in
Wien und Umgebung maskierte Soldaten der österreichischen
Anti-Terror-Sondereinheit Wega 23 Wohnungen besetzt und die
Tierschützer mit groben Methoden festgenommen.
Begründet wurde die Aktion von der Staatsanwaltschaft mit dem
Paragraphen 278a des österreichischen Strafgesetzbuches. Der bedroht
jeden, der eine "kriminelle Vereinigung" bildet und ist gemünzt auf
Terroristen, Drogendealer, Schlepper, Menschenhändler und
Kinderschänder.
Er ist aber so vage gefasst, dass ohne weiteres
Nichtregierungsorganisationen, die sich bei ihren Protesten im
Graubereich zwischen berechtigtem Protest und strafbarer Handlung
bewegen, als kriminelle Vereinigung eingestuft werden können.
Der Beschuldigungskatalog im konkreten Fall bewegt sich von
Sachbeschädigung über schwere Nötigung, Brandstiftung,
Hausfriedensbruch bis zur Bildung einer solchen "kriminellen
Vereinigung". Brandstiftung ist bisher nicht belegt.
Stinkbomben-Attentate auf Textilgeschäfte, der Einstieg in
Tierfabriken, um quälerische Zustände im Bilde zu dokumentieren,
sind die Hauptvergehen.
Der Tierschutzsprecher der SPÖ, Dietmar Keck, wirft der
Staatsanwaltschaft vor, dies als "organisiertes Verbrechen" in
"mafiösen Zusammenschlüssen" zu interpretieren. Während Tierquäler
unbestraft herumliefen, säßen die Protestierer, deretwegen es ein
akzeptables Tierschutzgesetz gebe, im Gefängnis.
Auch die Oberstaatsanwaltschaft Wien scheint nicht glücklich mit der
Sache zu sein. Neutrale Rechtsexperten befürchten, dass der
schwammig formulierte Paragraph sogar die bloße Mitgliedschaft in
einer engagierten Organisation zum Verbrechen machen könnte. Der
Umgang mit den Tierschützern scheint dies zu bestätigen. Österreichs
Justizministerin hat sich bislang nicht geäußert.
St Galler Tagblatt
Gesamtausgabe (inkl Appenzeller Zeitung, Toggenburger, Wiler
Zeitung-Volksfreund, Der Rheintaler, Tagblatt Thurgau), 21. Juli 2008:
Österreich zählt Tierschützer zur Mafia
WoZ 18. September 2008:
"Die
Pelztierschützer-Bande"
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