von Erwin Kessler
Regelmssig weckt das Modeversandhaus Kppel in Inseraten im NATRLICH den Eindruck, Angora-Wolle sei etwas fr Konsumenten, welche die Natur und das Natrliche lieben. Mit Beschimpfungen und Verleumdungen gegen den VgT hat Natrlich-Redaktor Walter Hess Partei fr seinen Inserenten ergriffen.
Um das Verhalten der Kaninchen zu studieren, habe ich selbst mehrere Jahre Kaninchen in einem naturnahen Freigehege gehalten. Hauskaninchen, die nie im Freien waren, entfalten in einem Freigehege in wenigen Tagen ihr gesamtes, mit demjenigen von Wildkaninchen weitgehend identisches, angeborenes Verhalten, graben Hhlen, spielen, rennen und hoppeln umher, machen Kapriolen, zeigen einen natrlichen Tagesrhytmus von Aktivitt und Ruhen, und werden sehr scheu, denn sie sind ihrer angeborenen Natur nach scheue Fluchttiere. In der Kasten- und Kfighaltung werden sie apathisch, was von den Kaninchenzchtern mit Zahmheit verwechselt wird.
Das Fell der Angora-Kaninchen ist durch extreme Zucht so verndert, dass sie nicht mehr
unter natrlichen, artgemsen Bedinungen leben knnte. Nur eine sterile
Haltung schtzt die Tiere vor dem Verfilzen und Verkleben der Haare. Durch die sterile
Haltung in engen Verschlgen werden sie so apathisch, dass sie wie Plschtierchen
gefasst und irgendwohin gestellt werden knnen, ohne dass sie davonlaufen - typisch fr
starke Apathie. Nur so ist es mglich, dass ihre Wolle durch Auszupfen oder rasieren -
beides sehr qualvoll fr diese kleinen, zarten Tiere - gewonnen werden kann.
Das Versandmodehaus Kppel, welches Kleider aus Angora-Wolle verkauft, preist seine Produkte mit der tuschenden Behauptung ganz Natur an. Die wenigsten Konsumenten sind wohl ber den tierqulerischen Hintergrund der Angora-Wolle informiert und stellen sich unter natrlichen Produkten gewiss keine Tierqulerei vor.
Herr Kppel hat uns auf Anfrage hin persnlich garantiert, dass seine Angora-Wolle aus tierfreundlicher Haltung komme. Er kenne persnlich Angora-Zchter. Das sei keine Tierqulerei. Der Frage, was er unter tierfreundlicher Kaninchen-Haltung verstehe, wich er dann damit aus, er sei kein Fachmann, wir sollten Fachleute fragen, Angora-Kaninchen knnten aber sicher tierfreundlich gehalten werden. Wie kann er das behaupten, wenn er doch kein Fachmann ist und nicht beschreiben kann, wie eine tierfreundliche Angora-Zucht aussehen soll? Herr Kppel weigert sich bis heute, uns die Adressen seiner angeblich tierfreundlichen Angora-Wolle-Produzenten anzugeben, damit wir einen Augenschein vornehmen knnten, und verweist uns an seinen Lieferanten, der uns die Auskunft ebenfalls verweigert. Wir mssen deshalb leider feststellen, dass die Werbung und Konsumenteninformation der Firma Kppel kein Vertrauen verdient.
Was NATRLICH-Chefredaktor Walter Hess im Natrlich 3/1999 zum Schutz seines Inserenten behauptet, erschpft sich in Beschimpfungen und hinterhltigen Verleumdungen. Die wenigen, mageren Tatsachenbehauptungen, mit denen er seine Verunglimpfungen zu rechtfertigen versucht, sind allesamt unwahr. So behauptet er wider besseres Wissen, wir htten fr unsere Kritik an der Angorawolle willkrlich nur seinen Inserenten Kppel ausgewhlt. Tatsache ist dagegen, dass im Natrlich nur die Firma Kppel dieses Tierqulerprodukt anbietet und dieses sogar noch in unlauterer Weise als ganz Natur anpreist - das war fr uns der besondere Anlass zu Kritik an Kppel!
Weiter wirft uns Hess vor, wir htten Kppel kritisiert, ohne Abklrungen an Ort und Stelle gemacht zu haben. Dabei weiss Hess, dass uns Kppel eine Besichtigung an Ort und Stelle verweigert hat und wir eben gerade diesen Umstand kritisieren, dass nmlich Kppel behauptet, die Angora-Kaninchen wrden artgerecht gehalten, uns aber eine berprfung dieser Werbebehauptung verunmglicht. Das alles weiss Hess, verschweigt es aber seinen Lesern arglistig und behauptet stattdessen, ich htte unseris recherchiert und Falschmeldungen verbreitet. Wann und wo ich angeblich eine Falschmeldung verbreitet haben soll, konnte Hess mit keinem Wort darlegen.
Whrend Hess uns vorwirft, unsorgfltig zu recherchieren, verlsst er sich seinerseits einfach darauf, was der Lieferant der Angora-Wolle ber die Tierhaltung behauptet. Das ist unseriser Journalismus, Herr Hess!
Mittels einem raffiniert gekrzten Zitat versucht Hess den Eindruck zu erwecken, ich htte gar kein Interesse an einer Besichtigung der Tierhaltung gehabt. Was Hess weiss, aber verschweigt, ist, dass man mir eine stichprobenweise Besichtigung der Kaninchenhaltung verweigert hat und mich mit einer berprfung durch einen lokalen Tierschutzverein abspeisen wollte. Nachdem was ich tagtglich mit unfhigen, anpasserischen Tierschutzvereinen erlebe, war diese Alternative selbstverstndlich unakzeptabel. Uns so warte ich bis heute vergeblich, an Ort und Stelle Kppels Angora-Kaninchen zu besichtigen. Hess, der das genau weiss, erzhlt seinen Lesern eiskalt, ich htte unseris recherchiert und keinerlei Abklrungen an Ort und Stelle gemacht - weil mir dies verunmglicht wurde, wie Hess weiss. Das ist dann auch schon alles, was Hess gegen mich vorzubringen hat, wobei er dann sogleich unterschlgt, dass ich ber Kppels Angora-Kaninchen gar nichts Falsches geschrieben, sondern die Verweigerung einer berprfung der Werbebehauptungen Kppels kritisiert habe!
Das alles scheint mir doch etwas mager, Herr Hess, um mit den Schlagzeilen
Kesslertreiben im Tierschutz, schaumschlgerischer Tierschutz und
Profilierungssucht ber mich herzufallen.
Hess geht sogar soweit, mir triumphierend die Tatsache vorzuwerfen, dass dieser
Kppel-Angora-Skandal auch von den anderen Medien - die Tierschutz-Missstnde und
Konsumententuschungen bekanntlich regelmssig unterdrcken - nicht verffentlich
worden sei. Dass Hess nicht mehr fhig ist, objektiv zu urteilen, zeigt auch die Art und
Weise, wie er eine verleumderische Zuschrift ber meinen Aufsatz "Glckliche Khe im Winterauslauf" blindlings
bernommen hat (siehe den Bericht dazu in VN98-5, im Internet unter http://www.vgt.ch/vn/9805/vn98-5.htm).
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Zur Vorgeschichte:
Skandalse Unterdrckung
von Konsumenteninformationen ber das tuschende Verhalten des
"Natur-Mode"-Versandhauses Kppel durch "Natrlich",
"K-Tip" und die gesamte Gesundheitspresse