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Die gedruckte Ausgabe im pdf-Format


Inhaltsverzeichnis

Die Links führen zur Online-Ausgab mit erweitertem Inhalt.

Ratten sind besser als ihr Ruf

Gerichtserfolg für VgT: Psychiatrische Klinik Hohenegg

Die Ärmsten leben nicht in der eigenen Scheisse

"Abrüstung", Gedicht von Wilhelm Busch

Kälber werden mit toten Artgenossen gefüttert

Anti-Rassismus-Gesetz

"Beobachter" zensuriert Abstimmungs-Inserat

Leserbriefe

Aktion der Tierbefreiungsfront gegen das SRK

Strafaktion der TBF gegen die PTT-Generaldirektion

Aktion der Tierabefreiungsfront (TBF) in Embrach

Petition gegen die Beförderung von lebenden Tieren durch die PTT

KZ-Eier-Regierungsrat Stähelin erhält "Eisernes Kreuz"

Lieber WC verstopfen als Gänse stopfen

Gourmet-mit-Herz verbessert die Schweinehaltungsvorschriften

Der VgT vor 5 Jahren

Im Land des Schweinefürsten

Hühnerfabrik Leutenegger in Oberwinterthur

Hausdurchsuchung beim VgT Zürich

Illegale Schikanen der fürstlichen Regierung

Der K-Tip ist eine Notwendigkeit

Kuhmilch, ein Lebensmittel?


Wer einen Hund oder Affen, ja jedes höhere Säugetier wirklich genau kennt und trotzdem nicht davon überzeugt wird, dass dieses Wesen Aehnliches erlebt wie er selbst, ist seelisch abnorm. Er gehört in eine geschlossene psychiatrische Klinik, da seine Schwäche ihn zu einem gemeingefährlichen Wesen macht.                Konrad Lorenz


"Lieber WC verstopfen als Gänse stopfen"

Unter dem Motto "Lieber WC verstopfen als Gänse stopfen" hat die Tierbefreiungsfront (TBF) am Samstag, den 3. September 1994 in den folgenden Lokalen, die immer noch Gänse- und Entenstopflebern (foie gras) anbieten, die WCs verstopft: Restaurant Sternen in 2576 Lüscherz, Hotel Viktoria Eden in 3715 Adelboden, Waldhotel Dolderhorn in 3718 Kandersteg, Restaurant Leimbach im Holee in 4102 Binngingen, Restaurant Martin in 4112 Flüh, Vordere Klus in 4147 Aesch, Hotel Monopol in 6003 Luzern, Schlosshotel Suisse Chalet in 6402 Merlischachen, Witschi's Restaurant & Bar in 8103 Unterengstringen, Restaurant Winzerhaus in 8104 Weiningen, Hotel Weinhalde in 8645 Jona, Hotel Schwert in 8752 Näfels. 

Die TBF kündigte an, dass die WCs von unbelehrbaren Restaurants das nächste mal nicht mehr mit Papier, sondern - nachhaltiger - mit Zement verstopft werden.

In den verstopften WCs wurden Kleber hinterlassen mit dem Text "Lieber WC verstopfen als Gänsestopfen. Dieses Lokal verkauft Gänsestopflebern und unterstützt damit schwerste Tierquälerei." 

Manche dieser Lokale verkaufen auch noch andere, nicht weniger bestialisch gewonnene "Delikatessen" wie Froschschenkel, Kaviar, Wachteln und Hummern.

Seit der "Kassensturz" Aufnahmen über das brutale Gänsestopfen gezeigt hat - was in der Deutschen Schweiz eine Welle der Empörung gegen diese Delikatesse der französischen Küche nach sich zog - verbreiten die Medien der französischen Schweiz systematisch folgendes Märchen zur Rechtfertigung dieser barbarischen Tiermisshandlung: Auch in der Natur würden sich Gänse vor langen Flügen eine Fettleber anfressen. Weil das in ihrer Natur läge, würden sie sich gerne stopfen lassen.

Fest steht demgegenüber: Beim Gänsestopfen schwillt die Leber um das Mehrfache ihrer natürlichen Grösse an. Das Resultat ist ein krankes, überdimensioniertes Organ. So etwas gibt es in der Natur nicht. Jede Art von Zwangsfütterung ist etwas völlig anderes als wenn sich Tiere - in begrenztem Umfang und langsam über längere Zeit - Fettreserven anlegen. Der Stopfvorgang selbst ist extrem brutal: Dem Tier wird ein langes Rohr in den Hals bis direkt in den Magen gesteckt. Dann wird mit Hilfe einer Pumpe der Futterbrei hineingepresst. Wer jemals gesehen hat, wie die Tiere nach dieser Prozedur nach Atem ringen, zittern und mit weit aufgerissenen Augen, vor Schmerz gepeinigt herumtorkeln, der wird sich durch keinerlei Verharmlosungsversuche davon abbringen lassen, dass es sich hier um eine Bestialität von ungeheurem Ausmass handelt. Das Westschweizer Fernsehen hat diese Bilder nicht gezeigt, wohl um ihren Landsleuten nicht den Appetit zu verderben.

 In der Schweiz ist das Gänsestopfen durch das Tierschutzgesetz verboten. Die Stopflebern werden einfach importiert. Der zuständige Bundesrat, Jean-Pascal Delamuraz, der über den Tierschutzvollzug wachen sollte und solche Importe verbieten müsste, lässt diese aber nur zu gerne zu, denn Stopflebern sind - wie er selbst erklärt hat (schriftlich bestätigt) - sein Lieblingsgericht.


Gemeinsame Bekanntmachung von VgT und GmH:

Gourmet-mit-Herz verbessert die Schweinehaltungsvorschriften

Ende August 1994 wurde von Dr Hans H Schmid, Präsident der Gourmet-mit-Herz AG (GmH), und Dr Erwin Kessler, Präsident VgT Schweiz, eine Vereinbarung und die folgende gemeinsame Presse-Bekanntmachung unterzeichnet:

"Die GmH und der VgT haben eine Einigung gefunden über notwendige und mögliche Verbesserungen der GmH-Schweinehaltungsvorschriften: Kastenstände für Schweine in jeder Form, offen oder geschlossen, werden ab 1.1.1997 auf GmH-Betrieben auch in Abferkelbuchten verboten. Die Strohbett-Vorschrift für Schweine wird ausnahmslos durchgesetzt. Der VgT stellt daher seine Kritik an der GmH-Schweinehaltung ein."

 

Scheinheiliger "Schweizer Tierschutz STS"

von Erwin Kessler

Eine Einigung in Sachen Kälberhaltung konnte mit der GmH AG - im Gegensatz zur Schweinehaltung - nicht gefunden werden. Dazu folgende Aktualität:

Der STS hat im August in einem Grossversand einen Unterschriftenbogen verschickt: eine Petition "Schluss mit legalen Tierquälereien!". Darin wird unter anderem ein "Verbot der Einzelhaltung von Tieren" verlangt. Soweit so gut. Das fordern wir auch. Pikant aber folgendes: Der STS als fachlich zuständiges Kontrollorgan für die Gourmet-mit-Herz-Tierhaltung aus angeblich "tierfreundlicher und ethisch einwandfreier Produktion" erlaubt weiterhin die Einzelhaltung von Kälbern. Gerade kürzlich hat die GmH AG unsere Forderung nach konsequenter Gruppenhaltung von Kälbern zurückgewiesen. Irreführung der Konsumenten einerseits und der spendenfreudigen Mitglieder andererseits, nennen wir das. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Petition - ein abgedroschenes und wie die Erfahrung zeigt völlig unwirksames Mittel - lediglich dazu dient, Adressen zu sammeln für Mitgliederwerbung.

Die Behauptung des STS, die Einzelhaltung von Kälbern in den ersten Lebenswochen sei harmlos, ist nicht zu Ende gedacht. Erstens erlaubt der STS die lebenslängliche Einzelhaltung (soziale Isolation) von Kälbern in sogenannten Iglus, wo sie zwar mehr Platz haben als in Kälberkisten, aber trotzdem sozial isoliert sind. Zweitens stellt die Einzelhaltung, insbesondere in den engen Kälberkisten, auch in den ersten Lebenswochen eine Grausamkeit dar: das frischgeborene Kalb wird seiner Mutter weggenommen und in die Einsamkeit verbannt. Kälber stehen schon in der ersten Stunde nach der Geburt auf und wollen sich bewegen - in Kälberkisten völlig unmöglich. In natürlicher Herdenhaltung schliessen sie sich schon nach drei bis vier Tagen der Herde an und bilden dort Kindergärten, das heisst Kälbergruppen, die miteinander spielen. Im Gegensatz zum kompromissfreudigen STS lehnen wir die vorbeugende Isolationshaft für Tiere aus "hygienischen" Gründen ab und verlangen eine artgerechte, gesunde Haltung, welche die natürlichen Abwehrkräfte stärkt. Es würde wohl auch niemandem einfallen, normal gesunde Menschen vorbeugend in der Intensivstation zu halten.  


Im Land des Schweinefürsten
Satirischer Rückblick auf die VgT-Kundgebung in Vaduz am 1. Mai 1994,
von Roland Fäsch

Um Platz und Zeit zu sparen erhält die fürstliche Hohheit Fürst Hans-Adam von und zu Liechtenstein den Kosename (S)Adam. Ich möchte allerdings daraufhinweisen, dass (S)Adam von und zu Liechtenstein nicht mit Sadam Hussein verwandt ist, auch wenn Sadam Husseins begehrtes Eroberungsziel (Kuhweid) nicht viel grösser als Liechtenstein ist. Der Grund für die heuschreckenartige Invasion zu Vaduz am l. Mai 1994 durch die Spezialeinheit der VgT-Truppen, die erfreulicherweise von General Kessler angeführt wurde, dürfte wohl jedem Schwein bekannt sein.

Die Operation "Lass die Sau raus" wurde etwas kultivierter auf "Wüster Sturm" umbenannt und von General E. Kessler "top secret" unter Verschluss gehalten. Selbst seine Truppe wusste nicht viel über den Einsatzplan.

An diesem Tag X wurde um l0.00 Uhr angetreten und gleich gestartet. Der Konvoi bewegte sich in zügigem Tempo an der fürstlichen Moschee vorbei. Doch (S)Adams Stützpunkt wurde durch General Kesslers 5trategie völlig zur Sau gemacht. Unsere Panzer waren nämlich alle oberhalb der fürstlichen Baracke in Deckung gebracht. Mit Transparenten, Fotokameras und einer literarischen Briefbombe begann die Offensive.

An dieser Ruine angekommen, die etwas zwischen einer Pfahlbauerhütte und dem Schloss von Versailles darstellt und worin SAdam residiert, fanden wir ein für eine Hundehütte doch etwas luxuriös anmutendes Häuschen, aus dem SAdams Knecht bald einmal die Nase herausstreckte, weil unser Trupp unanständigerweise einen solchen Saukrach machte. Sein Knecht nahm die Briefbombe entgegen und verkroch sich wieder in seine Hütte, wonach unsere Mini-Legion zu ihren Panzern zurückkehrte.

Unten im fürstlichen Bagdad brachten wir unsere Geschütze erneut in Stellung, worauf alle nochmals mit Transparenten und Flugblättern auf diese himmeltraurige Sauerei aufmerksam machten. Die Sauerei, dass SAdam einfach in Oesterreich einfällt und dort rund 10 000 Schweine schlimmer gefangen hält, als man dies Menschen zumuten würde, wurde allerdings nicht von allen verstanden. So kam es dann auch fast zu einem Attentat auf unseren General, der massiv von einem Fanatiker bedroht wurde. Der Sängerknabe drohte lautstark grunzend den Rest des fürstlichen Chores herbeizuholen, um ein Ständchen zu singen. Als dieser sich jedoch nicht nur General Kessler sondern seiner ganzen Legion gegenübersah, suchte ihn offensichtlich das Lampenfieber heim.

Major R.F. / VgT


Weitere illegale Schikanen der fürstlichen Regierung

von Erwin Kessler

Die fürstliche Regierung fährt mit ihrem rechtswidrigen Vorgehen gegen den VgT weiter: Am 24. März 1994 hat sie - unter unzulässig überspitzt formalistischer Anwendung eines alten Anti-Nazi-Gesetzes - rund 2300 Flugblätter des VgT beschlagnahmen lassen, welche die PTT in alle Haushaltungen in Vaduz verteilen sollte. Angeblicher Grund: neben dem deutlicheangegebenen Herausgeber des Flugblattes, des VgT, fehlte die Angabe der Druckerei - eine belanglose Formalität. Die Regierung weigerte sich ohne vernünftigen Grund auch, die Flugblätter zurückzugeben, damit wir die Druckerei aufgedrucken können. Das anhaltend rechtswidrige Vorgehen der fürstlichen Regierung und Polizei wird seitens des VgT weitere und härtere Kampfaktionen auslösen, umso mehr als sich offensichtlich auch der Fürst ungestraft rechtswidrig verhalten kann.


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