VN07-1

Editorial von VgT-Präsident Erwin Kessler:

Kriminalisierter Tier-Mensch-Vergleich

Das Antirassismus-Maulkorbgesetz als Werkzeug der politischen Justizwillkür

Diese Aufnahme zeigt etwas sehr Seltenes. Hunderttausende von Schweinen in der Schweiz sehen nie die Sonne, den Himmel, eine Wiese und Bäume, fühlen nie Erdboden, Pflanzen, Sonnenstrahlen, können nie herumspringen, wühlen, sonnenbaden. Lebenslänglich nur immer die gleichen vier kahlen Wände, den verkoteten harten Boden und das Dauer-Gedränge der Artgenossen im engen, düsteren Verschlag.

Für Scheidungen oder Hochzeiten von Fussball- und anderen Stars stellen die Informationssendungen des Schweizer Staatsfernsehens (Tagesschau, 10vor10) gerne viel Zeit zur Verfügung. Das einheimische Massenelend der Nutztiere verdrängen die mitverantwortlichen fleischfressenden Fernsehmacher lieber. Stattdessen wird grosse Empörung geheuchelt, wenn der VgT darauf hinweist, dasx höhere Säugetiere (Kühe, Kälber, Schwein) ähnlich leidensfähige Wesen sind wie Menschen.

Am 14.3.05 berichtete 10vor10 zum wiederholten Male und während langen 2 min 40 sec über die in England verbotene und nun in Frankreich stattfindende Fuchsjagd, bei der die Füchse von Hundemeuten bis zur Erschöpfung zu Tode gehetzt werden. Die Schweiz ist von dieser Tierquälerei weder direkt noch indirekt betroffen. Über die Massentierquälereien in den Schweizer Tierfabriken wird nicht berichtet, denn das wäre politisch heikler. Die Agrolobby, die verantwortlichen Politiker und die Masse der fleischfressenden Konsumenten fänden das weniger "unterhaltsam".

Letztes Jahr wollte das Bundesamtes für Veterinärwesen (BVET) das Transitverbot für internationale Schlachttiertransporte durch die Schweiz heimlich fallen lassen. Dies löste ein für Tierschutzthemen  aussergewöhnliches Echo in der Presse aus. Die Aussergewöhnlichkeit erklärt sich dadurch, dass sich von diesen Verbrechen der EU in der "sauberen" Schweiz niemand betroffen fühlen muss und auch keine grossen wirtschaftlichen Interessen daran bestehen, dass diese Todestransporte durch die Schweiz fahren. Das BVET hatte offensichtlich vor, dieses Verbot im Poker mit der EU gegen wirtschaftlich interessantere Vorteile einzutauschen.

Aber auch beim Thema der internationalen Schlachttiertransporte zeigte sich die übliche politische Einseitigkeit. Sofort nach Bekanntwerden dieses Vorhabens des BVET reichte der VgT Bundesrätin Leuthard eine Beschwerde ein. Die Schweizerische Depeschenagentur (sda) verbreitete darüber eine Meldung an die Medien. Der Tages-Anzeiger unterdrückte dies vollständig und die Thurgauer Zeitung kürzte bis zur Unverständlichkeit. Dafür berichteten dann diese Zeitungen gross über die Rechtfertigungen des BVET (mehr dazu    www.vgt.ch/news2006/060830-medienecho.htm). Massgeben ist für diese angepassten Blätter, was korrupte Beamte von sich geben.

Bundesrätin Doris Leuthard wies die Beschwerde als unbegründet zurück (www.vgt.ch/news2006/060730-tiertransp.htm). Kaum an der Macht, sind sie alle gleich. Macht macht korrupt.

Ganz ähnlich erging es Kritikern der Sklaverei damals in den USA. Sie kamen in den Medien nicht zu Wort und wurden - wie ich - ins Gefängnis geworfen. Sozialpsychologisch betrachtet sind die Parallelen der Sklaverei und der heutigen Ausbeutung der Nutztiere frappant, auch zwischen dem "Holocaust" und dem heutigen Holocaust an den Nutztieren. Die Mechanismen des Wegsehens und der Rechtfertigung um der eigenen Bequemlichkeit und Karriere willen haben sich kaum verändert. Der Staatsterror zur Unterdrückung von Kritikern an solchen Staatsverbrechen gegen die Menschlichkeit ist feiner, raffinierter geworden, aber im Prinzip läuft immer wieder alles gleich. Beamte und Richter machen Karriere, indem sie sich politisch opportun in den Dienst des Staatsverbrechens stellen. Es war nicht Hitler, der den Holocaust verwirklichte - was kann schon ein Einzelner, auch wenn er Hitler heisst -, es waren die Heerscharen von Mitläufern, Opportunisten und Karrieristen, so wie heute auch. Und das beginnt bei jedem Konsumenten, der - um seiner Bequemlichkeit und seiner Genusssucht nach Fleisch - das Verbrechen täglich mitfinanziert.

So etwas wird nicht gern gehört. Solche Wahrheiten sind unbequem, müssen unterdrückt werden. Man wird deshalb immer wieder mit geheuchelter Empörung über den VgT herfallen, um von den erschreckenden Tatsachen abzulenken. Das herrschende Regime möchte mich zu politisch korrektem Verhalten zwingen, vielleicht etwa so:

Ohne Dings kein Bumps!

Geschätzte Gönner und Gönnerinnen, liebe Mit- und ohne Glieder! Ich bin politisch korrekt geworden, trete niemandem/niefraudem mehr zu nahe, nenne TierquälerInnen nicht mehr beim Namen/Nomina, respektiere die Religionsfreiheit, Tiere zu foltern, und die globalisierte Gewerbefreiheit, Tiere auszubeuten, und akzeptiere nun sogar die Sprachverhunzung durch die politisch konsequente Verwendung der männlichen und weiblichen grammatikalischen Formen. Wo die Form schon weiblich ist, erlaube ich mir, auf die männliche zu verzichten, da sich hiefür keine Lobby stark macht und dieser Verzicht demzufolge politisch korrekt ist. Politisch korrekt ist es auch, stets nur die Frauen, nicht aber die Kinder und Tiere mitzuerwähnen, da diese kein Stimm- und Wahlrecht haben.

Hochverehrte LeserInnen. So bin ich nun also politisch korrekt geworden, was aber nicht heisst, dass ich keine eigene Meinung hätte. Und zu dieser stehe ich, wie Sie noch sehen werden, mutig und unerschütterlich wie all die anderen politisch Korrekten. Jawohl, und wenn man/frau mir auch widerspricht, so wiederhole ich unerschrocken meine Forderung: Ohne Dings kein Bumps! Was wurde in diesem Lande nicht schon alles darüber geschrieben. Alle sind sich darüber einig, niemand hat den Mut offen zu widersprechen, doch die Fachleute - ich will hier keine Namen nennen - schätzen die Dunkelziffer des passiven Widerstandes als sehr hoch ein. Und nun das Unerhörte, meine Damen und Herren: An der Delegiertenversammlung einer bekannten Partei wurde kürzlich allen Ernstes die Forderung erhoben, auch wirtschaftlich Schwächere, die sich kein Dings leisten könnten, hätten einen Anspruch auf Bumps, und überhaupt seien die explodierenden Krankenkassenprämien schuld an der allgemeinen Misere. Dazu kann ich nur sagen: Solche Übertreibungen sprechen für sich. Dass die Kassenprämien in den letzten Jahren angestiegen sind, soll hier nicht bestritten werden, aber dass diese Frage mit der Frage nach dem Dings vermischt wird, kann nicht hingenommen werden. Dazu stehe ich, auch wenn ich mir deswegen Feinde schaffe. Schliesslich haben wir in der Schweiz die Meingungsäusserungsfreiheit, wo jeder sagen kann, was er will - er muss nur das Richtige sagen, was wohl nicht zu viel verlangt ist. Es macht mir Mut, dass ich mich bei meiner Forderung vom Gesamtbundesrat und einer überwältigenden Mehrheit im Parlament bestätigt sehe. Darum bleibe ich dabei: Ohne Dings kein Bumps!

Voilà! C'est le ton qui fait la musique. Mit solchen "mutigen und kämpferischen", aber doch politisch korrekten Veröffentlichungen, welche niemandes Bequemlichkeit und finanzielle Interessen trifft,  würde ich nicht zum politisch Verfolgten in der Schweiz, sondern National- oder Bundesrat - akzeptiert, gutverdienend, sicher vor politischer Willkürjustiz, gern gesehener Gast im Schweizer Fernsehen, im Massenblatt "Tages-Anzeiger" und in der "Neuen Zürcher Zeitung", welche über das grauenhafte Gänse- und Entenstopfen gelehrt und "sachlich" zu berichten wusste, das sei eine ehrenwerte alte Tradition, schon die alten Römer hätten...

Mein Lebensziel ist nun aber zum Leidwesen der Agro- und Politmafia nicht, möglichst viel Besitz und öffentliche Ehre anzuhäufen. Ich werde dabei bleiben, unseren von der politisch korrekten und korrupten Bush-Affen-Menschheit (siehe "Planet der Bush-Affen", www.vgt.ch/vn/0202/editorial.htm) versklavten stummen Brüdern eine Stimme zu geben und weiter die politischen Hintergründe aufzudecken, warum Millionen von Nutztieren in der Schweiz immer noch nichts davon merken, dass das Schweizervolk vor rund 30 Jahren mit überwältigender Mehrheit ein eidgenössisches Tierschutzgesetz gutgeheissen hat. Also lautet mein heutiges Thema nicht "Ohne Dings kein Bumps" sondern:

Justiz als Mittel der Politik und zur Unterdrückung von Meinungsäusserungen.

Weil ich über diese meine Verurteilung in den VgT-Nachrichten kritisch berichtet und das Schächten weiterhin als religöse Abartigkeit angeprangert habe, ist ein neues Verfahren gegen mich eingeleitet worden, und weil bezüglich Schächten zuwenig vorlag, das man zu Rassendiskriminierung verbiegen konnte, wurde ich grad auch noch zu Gefängnis verurteilt, weil ich mich mit einem Pfefferspray gegen Landwirt Wettstein in Bassersdorf gewehrt habe, der mich beim Eindunkeln in einen Wald verfolgte und mich dort ohnen jeden Grund festhalten wollte. Das Zürcher Obergericht räumte zwar ein, dass eine Notwehrsituation bestanden habe, verurteilte mich aber dennoch mit der Begründung, ich hätte abwarten müssen, denn irgendwann wäre der Landwirt ja sicher heim gegangen....

Wenn die Justiz den politischen Auftrag hat, unbequeme Regimekritiker zu verurteilen, findet sich immer ein Grund, und sei er noch so fadenscheinig. Das ist in der Schweiz nicht anders als in Russland. Die regimehörigen Medien werden es schon unterlassen, dies ans Licht zu bringen. Solche Machenschaften erfahren nur die Leser der VgT-Nachrichten. Darum versucht das Regime den VgT zu köpfen. Dann ist endlich wieder Ruhe im Land.

Weil ich in der vorletzten Ausgabe der VgT-Nachrichten üble Hühner-Fabriken als Tier-KZ bezeichnet habe, wurde bei mir eine Hausdurchsuchung durchgeführt mit dem Ziel, restliche Zeitschriften-exemplare zu beschlagnahmen. Die auf der ganzen Welt übliche und erlaubte Bezeichnung von schlimmen Tierfabriken als Tier-KZ löst in der Schweiz Staatsterror gegem dem VgT aus (nicht auch gegen andere, welche dieses Wort ähnlich benützen), unter dem Vorwand, dieser Begriff stelle eine rassendiskriminierende Verharmlosung des Holocausts darstelle. Der Vergleich des Leidens von Tier und Mensch wird so kriminalisiert und unterdrückt. Lesen Sie den Bericht über diesen Tier-KZ-Prozess, dann werden Sie begreiffen, wie die politische Justiz in der Schweiz funktioniert. Sowas lesen Sie nie im Tages-Anzeiger und in der Thrugauer Zeitung und in all den anderen angepassten, politisch korrekten Medien. Lesen Sie dazu den Bericht über diesen Tier-KZ-Prozess (www.vgt.ch/id/200-006), dann werden Sie begreiffen, wie die politische Justiz in der Schweiz funktioniert. So etwas lesen Sie nie im Tages-Anzeiger und in der Thurgauer Zeitung (welche ja jetzt auch dem Tages-Anzeiger gehört) und in all den anderen politisch korrekten Medien.

Mit dem Zauberwort "Antisemit" lässt sich - dank Antirassismus-Gesetz - vortrefflich vom Wesentlichen ablenken und politisch Unbequemes unterdrücken:


Quelle: media vision, 2005

Der Vergleich zwischen dem Leiden von Tieren und Menschen stellt in breiten christlichen und jüdischen Kreisen eine Blasphemie dar. Da der Mensch gottähnlich ist, wird Gott beleidigt, wenn man das Säugetier Mensch mit anderen hochentwickelten Säugetieren vergleicht. Allerdings stört diese scheinheiligen Kreise nicht, wenn in Tierversuchen Tiere ersatzweise für Menschen gefoltert werden, um medizinische Erkenntnisse für den Menschen zu gewinnen. Da ist plötzlich die Ähnlichkeit zwischen Menschen und Mäusen so gross, dass man Medikamente für Menschen an Mäusen testen kann. Es kommt eben auf die Interessenlage an. Treffend formulierte dies ein Basler Rabbiner - mit bezug auf das Schächten: Tierquälerei sei erlaubt, wenn es dem Menschen diene (www.vgt.ch/vn/9702/levinger.htm).

Die Bezeichnung der katastrophalen Zustände in Hühnerfabriken als KZ-artige Tierhaltung sowie der Vergleich zwischen Tier-KZ und der Folterung von Tieren zur Herstellung von Pelzmänteln stelle eine grobe Verharmlosung des Holocausts dar, was gemäss dem Antirassismus-Maulkorbgesetz (StGB 261bis) strafbar sei, hielt mir die Genfer Justiz im Tier-KZ-Prozess vor. Dies zeigt wieder einmal, wie vielfältig dieser Gummi-Artikel für politische Zwecke missbraucht werden kann. Der politische Zweck war einmal mehr, das Aufdecken des - trotz Tierschutzgesetz - landesweit bestehenden Massenelendes der Nutztiere, mit Staatsterror zu behindern. Dabei spielt die verbreitete Vorstellung mit, der Vergleich von Menschen mit Tieren sei grundsätzlich unzulässig (www.vgt.ch/doc/tier-mensch-vergleich).

Die Tabuisierung des Mensch-Tier-Vergleiches hat seine psychologischen Wurzeln im verdrängten schlechten Gewissen der grossen Mehrheit dieser Gesellschaft, insbesondere auch der Machthabenden, die sich an der grausamen Ausbeutung der Nutztiere durch ihr Konsumverhalten beteiligen.

Wie weit - je nach Fragestellung - Menschen und und andere höhere Säugetiere ähnlich sind, ist diskutabel. Undiskutabel ist jedoch, dass nach dem heutigen Stand der Biologie, der (Tier-)Psychologie und der Ethik, der Mythos der absoluten Einzigartigkeit und Unvergleichbarkeit des Menschen mit anderen höheren Säugetieren, unhaltbar ist. Im Gegenteil besteht hinsichtlich der in Tierschutzfragen besonders interessierenden Leidensfähigkeit eine sehr weitgehende Analogie, was kein seelisch gesunder Mensch bestreiten kann, der zum Beispiel einen Hund wirklich kennengelernt hat. Die biologischen Tatsachen (Nervensystem) und die Tierpsychologie lassen keinen anderen Schluss zu als den, dass Wirbeltiere - und ganz speiziell höhere Säugetiere - Menschen sehr ähnlich sind, wenn es um Schmerzen, Leiden und Angst geht. Der berühmte Verhaltensforscher Konrad Lorenz hat dies so formuliert: "Ein Mensch, der ein höheres Säugetier wirklich genau kennt und nicht davon überzeugt wird, dass dieses Wesen ähnliches erlebt wie er selbst, ist psychisch abnorm und gehört in die psychiatrische Klinik, da eine Schwäche der Du-Evidenz ihn zu einem gemeingefährlichen Monstrum macht." (www.vgt.ch/doc/tier-mensch-vergleich)

Eine ausserordentlich weitgehende, geradezu verblüffende Ähnlichkeit im ganzen Wesen (Verhalten, Empfinden) besteht zwischen Kleinkindern und höheren Säugetieren.

Bei gleicher Leidensfähigkeit gibt es keinen rationalen Grund, das Leiden von Tieren geringer zu bewerten als das Leiden von Menschen, zB Kleinkindern oder geistig Behinderten.

Wer den Vergleich menschlichen Leidens mit dem Leiden anderer höherer Säugetiere für unzulässig hält, hat das Wesentliche noch nicht begriffen und verschliesst Verstand und Herz vor den biologischen und tier-psychologischen Tatsachen. Meistens sind dies Fleischfresser, welche das schlechte Gewissen, das sie unter den heutigen Bedingungen, wie Nutztiere gehalten werden, haben müssten, auf diese Weise verdrängen. Indem sie den Menschen weit über alles stellen, rechtfertigen sie nicht nur ihren Beitrag zum Massentierelend, sondern stellen sich auch noch als Humanisten und gute Christen dar. Solche Menschen - insbesondere auch Richter -, welche andere Lebewesen anhand unhaltbarer Kriterien diskriminieren, sind nicht qualifiziert, mir Rassendiskriminierung vorzuwerfen (siehe Schächtprozess).

Diese Menschen, welche sich über Vergleiche, anstatt über die dahinterliegenden grausamen Missstände empören, sind selber das beste Beispiel dafür, dass "politisch korrekt" formulierte sachliche Argumente nicht genügen und nur unbeschönigte, für sie schockierende Darstellungen einen Denkprozess und eine Bewusstseinsentwicklung in Gang zu setzen vermögen, wenn überhaupt. In dieser Situation ist eine empörte Reaktion schon besser als gar keine. Aufbegehren und Ablehnen ist häufig die zweite Stufe in einem Entwicklungsprozess und bedeutet, dass die erste Stufe, das Nicht-zur-Kenntnis-nehmen, überwunden ist.


Inhaltsverzeichnis VN07-1

Startseite VgT